
Kürzlich feierte am Schauspielhaus Zürich das Stück «Leben des Galilei» von Bertolt Brecht Premiere, genau 80 Jahre nach seiner Uraufführung auf derselben Bühne.
Zuletzt stand die Tragödie um den Naturwissenschaftler Galileo Galilei in der Spielzeit 1971/72 auf dem Spielplan des Schauspielhauses, unter der Regie von Harry Buckwitz. Hanny Fries hat die Proben zeichnerisch begleitet und die Darstellerinnen und Darsteller mit flinken Strichen aufs Papier gebannt. Zu sehen sind u.a. Hans-Dieter Zeidler in der Titelrolle des Galilei und Erwin Parker als Rektor der Universität mit Fernrohr.
Das Stück spielt in Venedig, zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Dem Naturwissenschaftler Galileo Galilei gelingt es mit Hilfe seines Teleskops zu beweisen, dass die Lehre des Kopernikus der Wahrheit entspricht: Nicht die Erde ist Mittelpunkt des Universums, sondern die Sonne. Galilei stürzt damit das alte geozentrische Weltbild und bringt sich auf direkten Konfrontationskurs mit den herrschenden Kirchenfürsten und der Obrigkeit. Sie sehen darin einen Angriff auf den Glauben und die Bibel und fürchten sich vor einem gesellschaftlichen Umsturz. Sie verlangen von ihm, dass er seine neue Lehre widerruft. Unter Androhung der Inquisition, widerruft Galilei tatsächlich. Brechts Drama über die verzweifelte Auseinandersetzung zwischen dem Wissenschaftler und den Machthabern avancierte schon bald zum Klassiker der deutschen Theaterliteratur. Brecht schrieb das Stück Ende der 1930er Jahre im dänischen Exil. Später, unter dem Eindruck der Zeitläufte mit dem tatsächlichen Abwurf einer Atombombe über Hiroshima, erarbeitete er noch zwei weitere Versionen.
In seiner spannungsreichen Thematik über die Verantwortung der Wissenschaft gegenüber der Gesellschaft und dem Konflikt zwischen zwei Weltbildern, ist das Stück noch heute aktuell. Oder wie es der Regisseur Harry Buckwitz im Programmheft formulierte: «Das Spektakuläre jedweder Forschertätigkeit kann dann zum Fluch werden, wenn das Forschungsergebnis nicht zur Humanisierung, sondern zur Selbstzerstörung unserer gesellschaftlichen Ordnung beiträgt.»
Bertolt Brecht: Leben des Galilei. Schauspielhaus Zürich, P: 30.3.1972, Regie: Harry Buckwitz, Bühne: John Gunter.



