Hanny Fries porträtierte den Schriftsteller und Bürgerrechtsaktivisten James Baldwin (1924–1987) 1965 anlässlich einer Lesung in Zürich. Drei ihrer Porträtskizzen gingen als Leihgaben ans Aargauer Kunsthaus Aarau.
Sie sind dort in der Ausstellung «Stranger in the Village. Rassismus im Spiegel von James Baldwin» zu sehen (3.9.2023–7.1.2024).
Baldwin weilte im Juni 1965 in Zürich, wo sein Stück «The Amen Corner» als Gastspiel der New Yorker Haizlip-Stoiber Productions im Rahmen der Juni-Festwochen im Schauspielhaus aufgeführt wurde (GS: 22.6.1965). Als Begleitveranstaltung hielt Baldwin an einem Sonntagvormittag einen Vortrag im Schauspielhaus, währenddessen diese Zeichnung vermutlich entstanden ist.
James Baldwin, geboren 1924 in Harlem, New York, war einer der bedeutendsten US-amerikanischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und eine Schlüsselfigur des Civil Rights Movements. Baldwin galt als scharfer Beobachter seiner Zeit. In seinen gesellschaftskritischen Texten schrieb er kompromisslos über Rassismus, Sexualität und die Überwindung von Klassengrenzen. 1953 gelang ihm mit der Veröffentlichung seines Erstlingsromans «Go tell it on the Mountain», in dem sich seine Kindheits- und Jugenderfahrungen spiegeln, der schriftstellerische Durchbruch. Er weilte längere Zeit in Frankreich im Exil, hielt sich aber auch mehrmals in der Schweiz auf, wo er als «Stranger in the village (Fremder im Dorf)» beäugt wurde. In dem gleichnamigen Essay verarbeitete er seine von Rassismus durchzogene Erfahrung in der Schweiz der 1950er Jahre. Diesen Text nimmt die Ausstellung im Aargauer Kunsthaus zur Grundlage für eine Gruppenausstellung mit aktuellen Werken von Kunstschaffenden, die Themen von Zugehörigkeit und Ausgrenzung verhandeln.