Dieses Wolkenbild von Gotthard Schuh hat eine Besucherin zu ihrem Lieblingsbild erkoren: Es hat nichts Starres an sich, sondern ist durchlässig, luftig, die Farben und Flächen, fransen aus und gehen ineinander über.
Es ist eines jener Bilder, das am Übergang steht zur Phase der Abstraktion, die in Schuhs Spätwerk immanent wird. In den 1960er Jahren, als Schuh wieder vermehrt zum Pinsel griff, löste er sich zunehmend vom Gegenständlichen. Die Formen werden aufgeweicht, Flächen und Linien gewinnen an Eigendynamik. Ein Kritiker beschrieb diese Entwicklung sehr treffend: «[Es ist] eine Malerei der inneren Bewegung, die um so geheimnisvoller wird, je mehr sie sich vom sichtbaren Thema, von Figur, […] oder Landschaft entfernt, ohne die Brücken zur optischen Erfassbarkeit ganz abzubrechen. Eine Malerei im Schwebezustand, zart und bestimmt, vergeistigt und zugleich von innerer Vitalität der Form- und Farbmaterie.» Diese Kritik erschien 1964 anlässlich einer Ausstellung in der Galerie Läubli in Zürich. Mehr als 30 Jahre nach seiner letzten Ausstellung als Maler, stellte Schuh wieder Gemälde aus. Für die meisten war der malende Fotograf eine Überraschung, denn seine Anfänge als Maler waren zu diesem Zeitpunkt bereits vergessen. Schuh war denn auch enttäuscht, als er feststellen musste, dass seine Malerei auf weniger Interesse stiess als seine Fotografie. Vielleicht war das mit ein Grund, weshalb er dann quasi den letzten, konsequenten Schritt ging: den Schritt in die Abstraktion. 1967, zwei Jahre vor seinem Tod, schuf er eine ganze Serie von abstrakten Kompositionen. – Die Ausstellung «Gotthard Schuh – der Fotograf als Maler» ist bis Anfang September noch auf Anfrage zu besichtigen und ein letztes Mal am 2.9.2023 im Rahmen der Langen Nacht der Zürcher Museen!