Ein Liebespaar steht eng umschlungen. Die Umrisse der beiden treten aus dem Dunkeln hervor und vermengen sich. Mit nur wenigen Strichen gelingt Gotthard Schuh ein Bild von inniger Zweisamkeit.
Eine ähnliche Radierung eines Liebespaars wie die hier gezeigte, war 1928 bei der Nationalen Kunstausstellung in Zürich zu sehen. Ein Kritiker äusserte sich begeistert: «Namentlich in dem aus der schummrigen Weichheit des Plattentons aufblühenden Liebespaar, äussert sich ein feiner Malerpoet.» In diesem kurzen Satz werden einige wichtige Merkmale von Gotthard Schuhs Kunst genannt: das Poetische, Feinfühlige, die Weichheit der Formen, das Verschmelzen von Vorder- und Hintergrund und nicht zuletzt eines seiner beliebten Sujets: das Liebespaar. Immer wieder finden wir Paare in unterschiedlichen Konstellationen in seinen Werken. Paare, die sich finden; Paare, die sich trennen; Paare, die innig verbunden sind und Paare, die sich nichts mehr zu sagen haben. Von der Zwei- zur Einsamkeit ist es nur ein kleiner Schritt.
Trotz der positiven Kritik, war Schuh unzufrieden mit sich und zweifelte an seiner Berufung. Schliesslich tauschte er den Pinsel mit der Kamera und machte als Fotograf Karriere. Das Poetische blieb in seinen Fotografien erhalten und auch einzelne Sujets, wie die genannten Paare, transferierte er ins neue Medium.