Es ist eines der Schlüsselwerke im malerischen Œuvre von Gotthard Schuh und eines der Hauptwerke in der aktuellen Ausstellung: Die Ruhende von 1960.
Sie ist auf ein Kissen gebettet und hat ihren Arm um den Kopf gelegt. Die Augen sind offen, aber in sich gekehrt. Nur wenige Farbakkorde dominieren das Bild, die Konturen der Figur verschmelzen fast mit dem Hintergrund, sodass man zweimal hinsehen muss, um das Dargestellte tatsächlich zu erfassen. Eine Zeichnung, die als Vorlage diente, zeigt auf, dass Schuh die Position der Liegenden verändert hat. In der Zeichnung liegt die Frau auf dem Rücken, hat ihre Arme hinter dem Kopf verschränkt und blickt nach oben. Im Ölbild liegt sie auf der Seite und versteckt ihr Gesicht förmlich unter dem schützenden Arm. Die Positionsveränderung verändert auch die Bildaussage. Von einer koketten, leicht herausfordernden Pose hin zu einer selbstvergessenen, verträumten. Das Motiv der schlafenden oder ruhenden Frau ist eines jener Leitmotive, die Schuhs ganzes Werk durchziehen. Immer wieder griff er das Thema auf und schuf Variationen in verschiedenen Techniken. Von einer frühen Bleistiftzeichnung von 1926, über die Fotografie bis zu einer ganzen Serie in seiner späten Malerei. Bemerkenswerterweise finden sich keine Akte darunter. Die Bilder der ruhenden Frau haben bei Schuh nichts Voyeuristisches an sich. Vielmehr verbindet Schuh in diesen Bildern Intimität und Sinnlichkeit mit Geborgenheit und Kontemplation.