
Wenn im November die Blätter fallen, dann ist es an der Zeit, den Garten für den Winter bereit zu machen.
«Das grosse Räumen fängt an, die Staudenpflanzen werden heruntergeschnitten […], der Sommerflor mitleidslos aus der Erde gerissen, Äpfel und Birnen im Haus versorgt, und des Blätterzusammenkehrens ist kein Ende.» So steht es jedenfalls im Gartenratgeber «Mein grünes Herz. Ein unvollkommenes Gartenbuch» von Claudine, der 1964 erschien. Hanny Fries schuf die Illustrationen dazu und lieferte zu jedem Monat das passende Titelblatt. Das Gartenjahr beginnt im Buch mit dem Monat März und endet im Februar. Zu jedem Monat gibt die Autorin Erläuterungen, welche Arbeiten im Garten zu erledigen sind, stellt einzelne Pflanzenarten näher vor und liefert praktische Tipps und Anleitungen zu Anbau und Pflege. Im November beschreibt sie etwa den Winterjasmin, der jetzt allmählich zu blühen beginnt und einen Farbtupfer in der sonst grauen Jahreszeit setzt. «Der Winterjasmin ist ein geborener Chinese, der um die Mitte des 19. Jahrhunderts in unsere Gegenden kam und sogleich allgemein beliebt wurde, nicht nur weil er seine Blüten in der kargen Zeit spriessen lässt, sondern weil er dazu von seltener Bescheidenheit ist.» Er nimmt mit jedem Boden vorlieb und braucht wenig Pflege, verlangt allerdings eine gegen Süden oder Westen gerichtete Hauswand, wo er vor scharfen Winden geschützt ist.

Hinter dem Pseudonym «Claudine» verbirgt sich Mabel Zuppinger (1897–1978), die Erfinderin und langjährige Chefredaktorin der Frauenzeitschrift «Annabelle». Auch für diese Zeitschrift hat Hanny Fries häufig Illustrationen entworfen. An den Auftrag zum Gartenbuch erinnerte sie sich später wie folgt: «Für Mabel schmückte ich ihr originelles Gartenbuch «Mein grünes Herz». Diese Arbeiten waren zugleich mit manchen Besuchen in ihrem stimmungsvollen Haus und eben diesem Garten am See verbunden und den Höhepunkt bildete das delikate Abendessen im Kreis ihrer Freunde.»
Quelle: Claudine: Mein grünes Herz. Ein unvollkommenes Gartenbuch. Zeichnungen von Hanny Fries. Bern: Scherz Verlag, 1964.
