
Kürzlich haben wir einige Bilder aus der Restaurierung geholt. Der Vorher-Nachher-Effekt ist immer wieder verblüffend.
So auch bei diesem Bild von Willy Fries, das den Hafen von Scheveningen in Holland zeigt. Die starke Oberflächenverschmutzung wurde entfernt und störende punktuelle Verschmutzungen retuschiert. Die Restauratoren haben während ihrer Arbeit einige spannende Dinge herausgefunden. So fanden sie in bestimmten Partien Sandkörner in der Malschicht. Ein Hinweis darauf, dass das Bild vom Maler im Freien direkt vor dem Motiv gemalt wurde.
Auf der Rückseite des Bildes befand sich ein von Fries übermaltes Gemälde, dessen Motiv nicht mehr erkennbar war. Mithilfe einer Infrarotaufnahme wurde eine gotische Kathedrale im Hochformat sichtbar, die Willy Fries später verworfen hat. Im Infrarotlicht kam auf der heutigen Vorderseite zudem eine Inschrift zum Vorschein: die Signatur «W. Fries Zürich» und der Titel des seinerzeit übermalten Gemäldes (vgl. gelb markierte Stellen). Letzterer ist allerdings nur schwer zu entziffern. Wir glauben, den Titel «Notredame» zu lesen.


Handelt es sich hier um die Kathedrale von Paris? Der Blickwinkel ist allerdings etwas speziell. Falls diese Annahme stimmt, dann könnte sie uns bei der Datierung des Bildes helfen. Aus handschriftlich überlieferten Aufzeichnungen von Willy Fries kennen wir die Daten seiner vier Holland-Reisen. Bei einer war er kurz vorher in Paris. Es liegt nahe, dass er das verworfene Bild wenig später wiederverwendete, sodass wir es auf um 1952 datieren könnten.
So lässt sich im Zusammenspiel von restauratorischen Erkenntnissen und Archivrecherchen einiges über ein Bild herausfinden. Das Bild soll übrigens in unserer nächsten Ausstellung gezeigt werden. Bleiben Sie dran und folgen Sie unserem Atelierblog oder unserem Instagram-Kanal atelier_righini_fries, um mehr zu erfahren!
Quelle: Restaurierungsbericht Art Conservation, Becker 2025. Lebenserinnerungen von Willy Fries (1957) im Archiv der Stiftung Righini-Fries, FA Fries 28 (2,3).
