
Hanny Fries hat fast alle Uraufführungen von Dürrenmatt-Stücken am Zürcher Schauspielhaus gezeichnet. So auch 1966 den «Meteor» unter der Regie von Leopold Lindtberg.
Im Stück kann der Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Wolfgang Schwitter partout nicht sterben. Immer wieder glaubt man, er sei tot und dann erhebt er sich doch wieder von seinem Sterbebett. Das Groteske ist, dass fast alle anderen Personen, die ihn aufsuchen, auf die eine oder andere Art zu Tode kommen. Den Pfarrer trifft beim Anblick des Auferstandenen der Schlag; der Arzt, der dessen Tod erklärt hat, sieht seine Karriere und damit sein Leben am Ende; der junge Maler wird Opfer eines Eifersuchtsanfalls eines Mannes, dessen Ehefrau angeblich mit Schwitter fremdgegangen ist – um nur einige Todesfälle zu nennen. Als Dürrenmatt das Stück schrieb, hatte er bereits den Schauspieler Leonard Steckel als Hauptfigur vor Augen: «Ich konnte mir damals keinen anderen Schauspieler als Leonard Steckel in der Rolle des immer wieder auferstehenden Nobelpreisträgers Wolfgang Schwitter denken, der alle, die in sein nie endendes Sterben geraten, vernichtet. […] Steckel gestaltete seine Rolle selber. Es war schwer, ihm etwas zu sagen. […] Steckel spielte den Schwitter wild und mit einer scheinbaren Masslosigkeit, sie war von ihm genau einstudiert, sein Spiel wirkte improvisiert, ohne improvisiert zu sein.» (Zitiert in: Weber, Friedrich Dürrenmatt, 2020) Auch die Presse war begeistert von seiner Darstellung: «Kein bewunderndes Wort wäre für die stupende Kunst Steckels zu hoch gegriffen; der unerschöpfliche Reichtum an Nuancen der Bewegungen, der Mimik, der rhetorischen Mittel ermöglicht es, dass die immer wiederkehrenden Situationen von Sich-Niederlegen, Sterben, Erwachen, Aufstehen jedes Mal wieder neu sind.» (NZZ, 21.1.1966) Hanny Fries hat Steckels Mimik trefflich eingefangen. Er liegt mit missmutig-trotziger Miene auf dem Sterbebett. Hinter ihm steht Professor Schlatter (Wolfgang Reichmann) und versucht ihn zu überreden, zurück in die Klinik zu kommen. Er hatte den Schriftsteller für tot erklärt und versucht nun die drohende Blamage abzuwenden. Doch Schwitter weigert sich und das Drama nimmt seinen Lauf… Entdecken Sie diese und andere Theaterzeichnungen zu Dürrenmatts Stücken in der aktuellen Ausstellung!